23. November 2008

Schuhe kaufen

ist nicht leicht in der Landeshauptstadt, zumindest für Menschen mit abnormal grossen Füssen. Dabei habe ich eigentlich nur die höchstzulässige Standardgrösse 46.

Aber selbst die ist in den meisten Schuhketten des Königreichs nicht mehr auf den Regalen zu finden. Die meisten Schuhe gibt es zwischen 40-45.

Warum nur? Haben schwedische Männer grundsätzlich eher zierlich kleine Füsse oder ist das ein politisch gesteuerter Versuch, im Rahmen der Gleichstellung im gleichberechtigsten Land der Welt die Männer einfach dazu zwingen, kleinere Schuhe anzuziehen, weil das einfach ungerecht ist, dass Männer immer die höheren Nummern haben dürfen?

Wie auch immer. Ich bin nicht fündig geworden und eine Stunde lang durch die City geirrt von einem Laden zum anderen und habe immerhin eine neue Erkenntnis gewonnen: Der Schwede hat kleine Füsse, die der Schwedin werden dagegen von Generation zu Generation grösser.

21. November 2008

Marta wird bleiben

Noch vor wenigen Wochen deutete alles darauf hin, dass die beste Fussballspielerin der Welt Marta Vieira da Silva Schweden verlassen würde und sich dem neu gegründeten Team Los Angeles Sol anschliessen würde, dass in der nächsten Saison in der wiedergegründeten amerikanischen Profiliga spielen wird.

Von 400.000 Dollar Jahresgehalt war die Rede, in Umeå erhält Marta geschätzt 120.000 Euro pro Jahr.

In den letzten beiden Wochen hat sich die Sachlage geändert. Umeå sucht gegenwärtig keinen Ersatz wie noch vor ein paar Wochen, als u.a. Australiens "pocket rocket" Lisa DeVanna und Josefine Öqvist Umeå einen Besuch abstatteten.

Und auch Martas Agent Farah spricht nun davon, dass sportlich gesehen Umeå die beste Alternative für Marta sei.

Hinzu kommt, dass Marta mit 17 Jahren nach Schweden kam und sich hier seit vier Jahren sehr wohl fühlt.

Am 22. Oktober schoss Marta beim 4:3 nach Verlängerung bei Djurgården in Stockholm zwei Tore und ich ging davon aus, dass ich für lange Zeit zum letzten Mal in den Genuss der einzigartigen Fussballkunst gekommen sei,

Jetzt schätze ich selber die Chancen mit 80:20 für Umeå und Schweden ein.

12. November 2008

Suchwörter

Die Logdateien schaue ich mir nur sehr unregelmäßig an. Aber mein Gratisanbieter für diesen Service liefert mir auch Suchwörter (auch Kombinationen), mit denen Menschen in dieses Blog gelangen.

Gestern war wie immer "Johanna Sällström" dabei, deren Schicksal nach wie vor die Menschen in Deutschland bewegt. Aber auch "bordell skara schweden", "rumänische huren", "bordelle schweden" und "sprachreisen".

Mit jedem hier geschriebenen Wort steigt der "Wortschatz" des Blogs, der über z.B. Google recherchierbar ist. Das führt bisweilen zu Treffern bei aberwitzigen Kombinationen.

9. November 2008

Das Bullerbysyndrom

Vor einigen Monaten schrieb der ehemalige Leiter des Goethe-Instituts in Schweden, der Soziologe Dr. Berthold Franke, eine filigrane, messerscharfe Analyse über das Schwedenbild seiner Landsleute und attestierte ihnen ein "Bullerbysyndrom". Weil ihre eigene Heimat die Unschuld spätestens in der Zeit des Nationalsozialismus verloren habe und darüber hinaus noch hoffnungslos überbevölkert sei, so Dr. Franke, projizierten sie ihre verlorene Unschuld und die unerfüllten Träume auf Schweden mit einem Schwedenbild, das im Wesentlichen den Romane und Erzählungen Astrid Lindgrens entspreche und vor allem in den Erzählungen über den erfundenen Ort Bullerby zu finden sei. Und weil der Wortschöpfer seine Meister studiert hat, bemüht er gar Ernst Bloch, um seine Thesen zu zementieren.

Da man sich dann fragen mag, warum die Deutschen Kriminalromane von Henning Mankell und anderen goutieren und in Massen kaufen, die sinnlose Gewalt und Verrohung der Gesellschaft zum Inhalt haben, lieferte der Autor auch hier gleich mit einem eleganten Schlenker die Erklärung mit, sodass es uns allen wie Schuppen von den Augen fallen musste. Die vom Bullerbysyndrom befallenen Deutschen, für die Schweden das letzte oder gar einzige Paradies auf Erden ist, weiden sich gleichzeitig in eben diesen Kriminalromanen an der Befleckung und Zerstörung der Idylle.

Punkt. Aus. Fertig. Ende der Analyse. Danke. Den Kranken wurden keine Heilungschancen aufgezeigt.

Dass das vermeintliche "Bullerby-Syndrom" eher eine Krankheit ist, die nur wenige befällt, zeigt ein Blick in die Reisestatistik. Demnach liegt nicht etwa Schweden an der Spitze deutscher Reiseträume, es ist vielmehr nicht unerwartet nach wie vor Spanien, dass 11,5% der Deutschen als Reiseland Nummer 1 angeben. Was weiss der gemeine Deutsche über Spanien? Ist es möglich, dass auch hier eher die Wunschvorstellung einer Idylle den Ausschlag für die Reiseentscheidung gibt? Sonne, Strand, Gitarren, Paella, Kastagnetten und glutäugige Spanierinnen?

An zweiter Stelle rangiert Italien, das viele mit Romantik, dunkelharigen Schönlingen und gutem Essen (Pizza, Pasta...) in Verbindung bringen.

Es wäre an der Zeit, auch diese Vorstellungen mit entsprechenden Syndrombezeichnungen zu versehen. Das Flamenco-Syndrom und das Spaghetti-Syndrom wären hier vorläufige Vorschläge.

Dass der Deutsche sich auch gerne Mafia-Filme ansieht, mag dann wiederum der masochistische Zug, der Zerstörungswunsch sein, mit dem aus dem ersehnten Latin Lover in Schallgeschwindigkeit der angsterregende Killer wird, der auf einer röhrenden Vespa sitzend, mit abgesägter Schrotflinte dem Italien-Idyll das Licht ausbläst. Schnell zurück nach Duisburg, aber selbst da schlagen die Wurzeln der organisierten südeuropäischen Kriminalität aus.

Und da Schweden auch nicht an dritter Stelle der deutschen Reiselust firmiert, müssen wir uns auch gleich noch überlegen, warum so viele Deutsche Griechenland idealisieren. Ohne Ernst Bloch oder Theodor Adorno hinzuziehen zu können, lenkt sich mein Verdacht jedoch schnell auf die weltberühmte Schlagersängerin Nana Mouskori. Die war es, die uns nämlich schon vor mehr als dreissig Jahren weismachen wollte, dass in Athen allenthalben weisse Rosen blühen, woher der Begriff "Weissrosen-Syndrom" stammen muss, der fortan die deutsche Griechenland-Begeisterung erklären wird.

Möge den Lesern dieses Posts bitte Erklärendes für Österreich und die Türkei und andere Länder einfallen, in die Deutsche lieber in Urlaub fahren als nach Schweden.

Im Ernst: Menschen, und auch Deutsche sind Menschen, neigen dazu, andere Länder, oft auch das eigene ebenso zu idealisieren, wie wir unsere Freunde und Lebenspartner und -partnerinnen idealisieren. Wir projizieren Wünsche und Sehnsüchte in den anderen und in das andere. In der Regel lieben wir nicht den Ehemann, die Ehefrau, sondern die Vorstellung, die wir von ihm oder ihr haben. Leider habe ich vergessen, welcher kluge Kopf das einmal gesagt hat.

8. November 2008

Keine Experimente mehr

mache ich mit dem Layout hier, bachdem ich gestern im Zug nach Kristianstad Langeweile hatte und mal hier, mal dort geklickt habe. HansBaer hat in seinem Kommentar völlig Recht.

7. November 2008

Lügen ohne Ende

tut ein 50-Jähriger aus Gällivare, der vor einigen Wochen die 29-Jährige Caroline Stenvall getötet hat.

Stenvall verschwand auf dem Weg zu einem Vorstellungsgespräch in der kargen Landschaft des Nordens.

Man fand ihr Auto, von der Frau keine Spur.

Nach weiteren Tagen fand man eine Fussmatte mit Blutspuren.

Die brachte die Polzei in Verbindung mit dem Auto des 50-Jährigen.

In seinem Haus fand man Blut der Vermissten.

Zuerst stritt dieser jedwede Beteiligung am Verschwinden der Frau ab.

Dann sagte er, er habe die Frau auf einem Rastplatz getroffen, sie habe ihn wegen seines Fahrstils beschimpft, er habe sie geschubst und sie sei mit dem Kopf auf die ANhängerkupplung seines Autos aufgeschlagen und sofort tot gewesen.

Die Leiche habe er dann weggebracht.

Wohin, daran könne er sich nicht mehr erinnern.

Nach weiteren Verhören findet die Polizei die schwer zugerichtete Leiche Caroline Stenvalls.

Es stellt sich heraus, dass sie eine Kugel im Rücken hat.

Der Tatverdächtige behauptet nun, die Ftau sei seiner Auffassung nach tot gewesen nach dem Aufprall auf die Kupplung, er habe sie in Panik hin- und hergefahren. Dann habe er sie schliesslich an den Fundort verbracht und ihr noch einmal in den Rücken geschossen, um sicher zu gehen, dass sie auch wirklich tot sei.

Der Mann hat auch versucht, die Leiche Caroline Stenvalls zu verbrennen. Der Kopf ist ebenfalls schwerer Gewalt ausgesetzt worden.

Heute kristallisiert sich heraus, dass Caroline Stenvall stand, als ihr in den Rücken geschossen wurde.

Immer weiter zieht sich die Schlinge um den Hals eines brutalen, rücksichtslosen Mörders zusammen, der von Anfang an versucht hat, die Polizei von der Schwere seiner Tat abzulenken.

Richtung Süden

fahre ich mit dem X2000 von Stockholm nach Hässleholm. Danach gehts weiter nach Kristianstad. Wie fast immer ist der Zug auch dieses Mal proppevoll, man hat sogar vier weitere Waggons angekoppelt.

Früher liebte ich Zugfahren, fuhr sogar mit dem Lapplandspilen von Kopenhagen bis nach Narvik.

Heute ist es eigentlich ziemlich öde, auch wenn man für 89 Kronen in der zweiten Klasse zwei Stunden Internet bekommt. Es ist eng, laut, langweilig. Um 20.37 Uhr bin ich dann am Ziel.

15 Minuten ohne Bewusstsein

lag Madelaine Edlund auf dem Rasen im Viertelfinalhinspiel im Women's Cup in London, nachdem sie von der englischen Torfrau mit dem Ellbogen an der Schläfe getroffen worden war.

Die mitgereiste Krankengymnastin aus Umeå wagte nicht, Edlunds Kopf anzufassen, befürchtete das Schlimmste.

Arsenal London hatte keinen Arzt im Stadion, der der 24-Jährigen hätte helfen können.

So ein Verein hat im Europapokal nichts zu suchen.

Madelaine Edlund soll Glück gehabt haben, sie hat nur eine Gehirnerschütterung.

Obamania

Nicht nur in Deutschland bekamen die amerikanischen Präsidentschaftswahlen so viel Sendezeit wie womöglich noch niemals zuvor.

Das öffentlich-rechtliche SVT1 hatte seine Frühstücksfernsehmoderatoren allesamt nach Washington geschickt und von dort aus berichtete man, erklärte man uns was Obama will und warum alles so kam wie es kommen musste.

Irgendwie hat die gesamte Welt den 47-Jährigen Obama und seine Familie ins Weisse Haus gewählt. Die demokratische Welt und diejenigen, die noch auf Demokratie hoffen, haben eine charismatische Führergestalt bekommen.

Im Alltag wird sich zeigen, wie weit das reicht.