12. Januar 2009

Changeling


Clint Eastwood jr. wird im Mai 79 Jahre alt. Müde ist der alte Mann allerdings überhaupt nicht. Er gehört zu den wichtigsten Regisseuren des gern gescholtenen Hollywood-Kinos.

In Changeling (in Deutschland am 07.11.2008 angelaufen unter dem Titel "Der fremde Sohn"; Schweden-Premiere vergangenen Freitag) erzählt Eastwood eine wahre Geschichte.

Der 9-Jährige Sohn der alleinstehenden Mutter Christine Collins (Golden Globe-nominiert: Angelina Jolie) verschwindet spurlos. Die korrupte Polizei von LA bringt der Mutter nach fünf Monaten das falsche Kind zurück. Als sie versucht, der Polizei klarzumachen, dass das Kind nicht ihres ist, stösst sie auf taube Ohren, wird gar in eine psychiatrische Klinik zwangseingewiesen, aus der sie von einem polizeikritischen Pastor (John Malkovich) herausgeholt wird.

In einer Nebenhandlung findet die Polizei über einen entlaufenen Jungen die Ranch eines Mannes, der nach Aussagen des Jungen ca. 20 Jungs ermordet hat. Einer davon war Walter Collins.

Eastwoord zeigt uns die "Behandlung" von Christine Collins mit ebensolcher detailgetreuer Grausamkeit wie die Hinrichtung des Massenmörders. Die aufbegehrende Frau wird als hysterisch eingestuft und solche Frauen gehören nach § 12 in die Klinik.

Die Geschichte ist mit ihren Originalnamen sehr detailgetreu verfilmt. Eines jedoch haben die Filmemacher ausgelassen. Der Mörder Gordon Northcott hatte bei seinen Greueltaten die Hilfe seiner Mutter, die sich später als seine Grossmutter herausstellte, seine Schwester war seine Mutter. Die Morde gingen unter dem Titel Wineville Chicken Coop Murders in die amerikanische Kriminalgeschichte ein.

Eastwoods Film nach dem Drehbuch von J. Michael Straczynski fokussiert jedoch auf der nach ihrem Sohn verzweifelt suchenden Mutter und zeichnet vor allem das Porträt einer jungen, selbstbewussten Frau in einer frauenfeindlichen Zeit in einer Demokratie, in der die Polizei mit undemokratischen Methoden Kritiker ins Irrenhaus sperren konnte.

Angelina Jolie ist so gut, dass man sie gar nicht unbedingt erkennt. Oscar-Nominierung nicht ausgeschlossen. Ein harter, realistischer Film, der den uschauer nicht schont, der kein Happy-End hat, der aber wie alle Eastwood-Filme der letzten zehn Jahre weit besser als der Durchschnitt ist, mit dem sich Millionen von Menschen hierzulande und anderswo die Zeit totschlagen. Sehenswert.

P.S.: Changeling bedeutet Wechselbalg, das musste ich auch erst nachschlagen. In der Mythologie das Kind eines Trolls, das gegen ein Menschenkind ausgetauscht wurde.

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