31. Dezember 2008

Sylvester - Nyårsafton

Eigentlich wollte ich schon gestern die obligatorische Alkoholeinkäufe machen. In Schweden gibts Alk ab 3,5% nur in den staatlichen Läden des "Systembolaget". Aber die Schlange auf Klarabergsgatan betrug satte 57 Menschen oder so und die Securitas-Wächter liessen nur immer ein paar Leute rein.
Heute dann mehr Erfolg in der Vorstadt. Frohes Neues, noch sechs CDs kommen in den nächsteh Tagen ins Blog.

2. Dezember 2008

Volvo und Saab zu kaufen

Schon lange hat die Finanzkrise auch Schweden erreicht. Der Teil unserer zukünftigen Pensionen, der durch Aktienfonds finanziert werden soll, ist in den letzten drei Monaten um 30-50% gefallen. Häuser und Wohnungen auch in den drei Grossstadtgebieten Stockholm, Göteborg und Malmö sind billiger geworden und viele Objekte finden zur Zeit auch nach dem fünften oder sechsten Besichtigungstermin immer noch keine Käufer, obwohl sie in attraktiven Gebieten liegen.

Allenthalben hagelt es Kündigungen und die konservative Regierung Reinfeldt wächst zwar in diesen Krisenzeiten wieder in der Wählergunst, was mehr an der uneins agierenden Opposition liegt als an den konkreten Leistungen des eher blassen Reinfeldt. Schon kurz nach Regierungsantritt 2006 haben die vier bürgerlichen Parteien massive Einschnitte in die Arbeitslosenversicherung vorgenommen und die Bedingungen für Arbeitssuchende verschärft - im angeblichen Glauben, dass dies schnellstens Arbeitsplätze schaffen würde.

Nun, wo immer mehr Schweden arbeitslos werden, fallen sie nicht in ein soziales Netz, sondern sehr schnell hindurch. Die Arbeitslosenversicherung zahlt allen maximal ca. 1.000 € netto monatlich - bitter, wenn man Familienvater oder -mutter ist und ein durch Strom beheiztes Haus abzahlen muss und einem nicht einmal der Volvo Kombi in der Garage gehört.

Apropos. Nun sind die beiden Aushängeschilder schwedischer Industrie zu verkaufen. Volvo hatte bereits vor Wochen angekündigt, dass man nicht zuletzt aufgrund ständig sinkender Verkaufszahlen hunderte Menschen entlassen muss. Ford will Volvo loswerden, die Interessenten stehen nicht gerade Schlange, ein Unternehmen zu kaufen, das zwar sichere Autos baut, es aber versäumt hat, auf ökologische Autos zu setzen.

Heute meldet nun auch General Motors, dass man den anderen schwedischen Autohersteller Saab am liebsten heute als morgen loswerden möchte. Die schwedische Wirtschaft befindet sich im freien Fall.

23. November 2008

Schuhe kaufen

ist nicht leicht in der Landeshauptstadt, zumindest für Menschen mit abnormal grossen Füssen. Dabei habe ich eigentlich nur die höchstzulässige Standardgrösse 46.

Aber selbst die ist in den meisten Schuhketten des Königreichs nicht mehr auf den Regalen zu finden. Die meisten Schuhe gibt es zwischen 40-45.

Warum nur? Haben schwedische Männer grundsätzlich eher zierlich kleine Füsse oder ist das ein politisch gesteuerter Versuch, im Rahmen der Gleichstellung im gleichberechtigsten Land der Welt die Männer einfach dazu zwingen, kleinere Schuhe anzuziehen, weil das einfach ungerecht ist, dass Männer immer die höheren Nummern haben dürfen?

Wie auch immer. Ich bin nicht fündig geworden und eine Stunde lang durch die City geirrt von einem Laden zum anderen und habe immerhin eine neue Erkenntnis gewonnen: Der Schwede hat kleine Füsse, die der Schwedin werden dagegen von Generation zu Generation grösser.

21. November 2008

Marta wird bleiben

Noch vor wenigen Wochen deutete alles darauf hin, dass die beste Fussballspielerin der Welt Marta Vieira da Silva Schweden verlassen würde und sich dem neu gegründeten Team Los Angeles Sol anschliessen würde, dass in der nächsten Saison in der wiedergegründeten amerikanischen Profiliga spielen wird.

Von 400.000 Dollar Jahresgehalt war die Rede, in Umeå erhält Marta geschätzt 120.000 Euro pro Jahr.

In den letzten beiden Wochen hat sich die Sachlage geändert. Umeå sucht gegenwärtig keinen Ersatz wie noch vor ein paar Wochen, als u.a. Australiens "pocket rocket" Lisa DeVanna und Josefine Öqvist Umeå einen Besuch abstatteten.

Und auch Martas Agent Farah spricht nun davon, dass sportlich gesehen Umeå die beste Alternative für Marta sei.

Hinzu kommt, dass Marta mit 17 Jahren nach Schweden kam und sich hier seit vier Jahren sehr wohl fühlt.

Am 22. Oktober schoss Marta beim 4:3 nach Verlängerung bei Djurgården in Stockholm zwei Tore und ich ging davon aus, dass ich für lange Zeit zum letzten Mal in den Genuss der einzigartigen Fussballkunst gekommen sei,

Jetzt schätze ich selber die Chancen mit 80:20 für Umeå und Schweden ein.

12. November 2008

Suchwörter

Die Logdateien schaue ich mir nur sehr unregelmäßig an. Aber mein Gratisanbieter für diesen Service liefert mir auch Suchwörter (auch Kombinationen), mit denen Menschen in dieses Blog gelangen.

Gestern war wie immer "Johanna Sällström" dabei, deren Schicksal nach wie vor die Menschen in Deutschland bewegt. Aber auch "bordell skara schweden", "rumänische huren", "bordelle schweden" und "sprachreisen".

Mit jedem hier geschriebenen Wort steigt der "Wortschatz" des Blogs, der über z.B. Google recherchierbar ist. Das führt bisweilen zu Treffern bei aberwitzigen Kombinationen.

9. November 2008

Das Bullerbysyndrom

Vor einigen Monaten schrieb der ehemalige Leiter des Goethe-Instituts in Schweden, der Soziologe Dr. Berthold Franke, eine filigrane, messerscharfe Analyse über das Schwedenbild seiner Landsleute und attestierte ihnen ein "Bullerbysyndrom". Weil ihre eigene Heimat die Unschuld spätestens in der Zeit des Nationalsozialismus verloren habe und darüber hinaus noch hoffnungslos überbevölkert sei, so Dr. Franke, projizierten sie ihre verlorene Unschuld und die unerfüllten Träume auf Schweden mit einem Schwedenbild, das im Wesentlichen den Romane und Erzählungen Astrid Lindgrens entspreche und vor allem in den Erzählungen über den erfundenen Ort Bullerby zu finden sei. Und weil der Wortschöpfer seine Meister studiert hat, bemüht er gar Ernst Bloch, um seine Thesen zu zementieren.

Da man sich dann fragen mag, warum die Deutschen Kriminalromane von Henning Mankell und anderen goutieren und in Massen kaufen, die sinnlose Gewalt und Verrohung der Gesellschaft zum Inhalt haben, lieferte der Autor auch hier gleich mit einem eleganten Schlenker die Erklärung mit, sodass es uns allen wie Schuppen von den Augen fallen musste. Die vom Bullerbysyndrom befallenen Deutschen, für die Schweden das letzte oder gar einzige Paradies auf Erden ist, weiden sich gleichzeitig in eben diesen Kriminalromanen an der Befleckung und Zerstörung der Idylle.

Punkt. Aus. Fertig. Ende der Analyse. Danke. Den Kranken wurden keine Heilungschancen aufgezeigt.

Dass das vermeintliche "Bullerby-Syndrom" eher eine Krankheit ist, die nur wenige befällt, zeigt ein Blick in die Reisestatistik. Demnach liegt nicht etwa Schweden an der Spitze deutscher Reiseträume, es ist vielmehr nicht unerwartet nach wie vor Spanien, dass 11,5% der Deutschen als Reiseland Nummer 1 angeben. Was weiss der gemeine Deutsche über Spanien? Ist es möglich, dass auch hier eher die Wunschvorstellung einer Idylle den Ausschlag für die Reiseentscheidung gibt? Sonne, Strand, Gitarren, Paella, Kastagnetten und glutäugige Spanierinnen?

An zweiter Stelle rangiert Italien, das viele mit Romantik, dunkelharigen Schönlingen und gutem Essen (Pizza, Pasta...) in Verbindung bringen.

Es wäre an der Zeit, auch diese Vorstellungen mit entsprechenden Syndrombezeichnungen zu versehen. Das Flamenco-Syndrom und das Spaghetti-Syndrom wären hier vorläufige Vorschläge.

Dass der Deutsche sich auch gerne Mafia-Filme ansieht, mag dann wiederum der masochistische Zug, der Zerstörungswunsch sein, mit dem aus dem ersehnten Latin Lover in Schallgeschwindigkeit der angsterregende Killer wird, der auf einer röhrenden Vespa sitzend, mit abgesägter Schrotflinte dem Italien-Idyll das Licht ausbläst. Schnell zurück nach Duisburg, aber selbst da schlagen die Wurzeln der organisierten südeuropäischen Kriminalität aus.

Und da Schweden auch nicht an dritter Stelle der deutschen Reiselust firmiert, müssen wir uns auch gleich noch überlegen, warum so viele Deutsche Griechenland idealisieren. Ohne Ernst Bloch oder Theodor Adorno hinzuziehen zu können, lenkt sich mein Verdacht jedoch schnell auf die weltberühmte Schlagersängerin Nana Mouskori. Die war es, die uns nämlich schon vor mehr als dreissig Jahren weismachen wollte, dass in Athen allenthalben weisse Rosen blühen, woher der Begriff "Weissrosen-Syndrom" stammen muss, der fortan die deutsche Griechenland-Begeisterung erklären wird.

Möge den Lesern dieses Posts bitte Erklärendes für Österreich und die Türkei und andere Länder einfallen, in die Deutsche lieber in Urlaub fahren als nach Schweden.

Im Ernst: Menschen, und auch Deutsche sind Menschen, neigen dazu, andere Länder, oft auch das eigene ebenso zu idealisieren, wie wir unsere Freunde und Lebenspartner und -partnerinnen idealisieren. Wir projizieren Wünsche und Sehnsüchte in den anderen und in das andere. In der Regel lieben wir nicht den Ehemann, die Ehefrau, sondern die Vorstellung, die wir von ihm oder ihr haben. Leider habe ich vergessen, welcher kluge Kopf das einmal gesagt hat.

8. November 2008

Keine Experimente mehr

mache ich mit dem Layout hier, bachdem ich gestern im Zug nach Kristianstad Langeweile hatte und mal hier, mal dort geklickt habe. HansBaer hat in seinem Kommentar völlig Recht.

7. November 2008

Lügen ohne Ende

tut ein 50-Jähriger aus Gällivare, der vor einigen Wochen die 29-Jährige Caroline Stenvall getötet hat.

Stenvall verschwand auf dem Weg zu einem Vorstellungsgespräch in der kargen Landschaft des Nordens.

Man fand ihr Auto, von der Frau keine Spur.

Nach weiteren Tagen fand man eine Fussmatte mit Blutspuren.

Die brachte die Polzei in Verbindung mit dem Auto des 50-Jährigen.

In seinem Haus fand man Blut der Vermissten.

Zuerst stritt dieser jedwede Beteiligung am Verschwinden der Frau ab.

Dann sagte er, er habe die Frau auf einem Rastplatz getroffen, sie habe ihn wegen seines Fahrstils beschimpft, er habe sie geschubst und sie sei mit dem Kopf auf die ANhängerkupplung seines Autos aufgeschlagen und sofort tot gewesen.

Die Leiche habe er dann weggebracht.

Wohin, daran könne er sich nicht mehr erinnern.

Nach weiteren Verhören findet die Polizei die schwer zugerichtete Leiche Caroline Stenvalls.

Es stellt sich heraus, dass sie eine Kugel im Rücken hat.

Der Tatverdächtige behauptet nun, die Ftau sei seiner Auffassung nach tot gewesen nach dem Aufprall auf die Kupplung, er habe sie in Panik hin- und hergefahren. Dann habe er sie schliesslich an den Fundort verbracht und ihr noch einmal in den Rücken geschossen, um sicher zu gehen, dass sie auch wirklich tot sei.

Der Mann hat auch versucht, die Leiche Caroline Stenvalls zu verbrennen. Der Kopf ist ebenfalls schwerer Gewalt ausgesetzt worden.

Heute kristallisiert sich heraus, dass Caroline Stenvall stand, als ihr in den Rücken geschossen wurde.

Immer weiter zieht sich die Schlinge um den Hals eines brutalen, rücksichtslosen Mörders zusammen, der von Anfang an versucht hat, die Polizei von der Schwere seiner Tat abzulenken.

Richtung Süden

fahre ich mit dem X2000 von Stockholm nach Hässleholm. Danach gehts weiter nach Kristianstad. Wie fast immer ist der Zug auch dieses Mal proppevoll, man hat sogar vier weitere Waggons angekoppelt.

Früher liebte ich Zugfahren, fuhr sogar mit dem Lapplandspilen von Kopenhagen bis nach Narvik.

Heute ist es eigentlich ziemlich öde, auch wenn man für 89 Kronen in der zweiten Klasse zwei Stunden Internet bekommt. Es ist eng, laut, langweilig. Um 20.37 Uhr bin ich dann am Ziel.

15 Minuten ohne Bewusstsein

lag Madelaine Edlund auf dem Rasen im Viertelfinalhinspiel im Women's Cup in London, nachdem sie von der englischen Torfrau mit dem Ellbogen an der Schläfe getroffen worden war.

Die mitgereiste Krankengymnastin aus Umeå wagte nicht, Edlunds Kopf anzufassen, befürchtete das Schlimmste.

Arsenal London hatte keinen Arzt im Stadion, der der 24-Jährigen hätte helfen können.

So ein Verein hat im Europapokal nichts zu suchen.

Madelaine Edlund soll Glück gehabt haben, sie hat nur eine Gehirnerschütterung.

Obamania

Nicht nur in Deutschland bekamen die amerikanischen Präsidentschaftswahlen so viel Sendezeit wie womöglich noch niemals zuvor.

Das öffentlich-rechtliche SVT1 hatte seine Frühstücksfernsehmoderatoren allesamt nach Washington geschickt und von dort aus berichtete man, erklärte man uns was Obama will und warum alles so kam wie es kommen musste.

Irgendwie hat die gesamte Welt den 47-Jährigen Obama und seine Familie ins Weisse Haus gewählt. Die demokratische Welt und diejenigen, die noch auf Demokratie hoffen, haben eine charismatische Führergestalt bekommen.

Im Alltag wird sich zeigen, wie weit das reicht.

24. Juli 2008

Der Sommer ist da


Vor einigen Tagen beklagte ich das Fehlen des Sommers. Er ist nun angekommen. Ende Juli und die Tagestemperaturen liegen bei ca. 25-28 Grad.

Für Charly ist die Hitze kaum erträglich. Die Wohnung ist wie immer im Sommer extrem aufgewärmt und es gibt nirgends eine kühle Ecke.

Draussen bewundern wir die immense Bautätigkeit in unserem Stadtviertel. Südlich des Stockholmer Zentrums werden gegenwärtig einige Hundert Wohnungen gebaut. Die meisten davon sind schon lange vor Fertigstellung entweder verkauft oder vermietet.

Mietwohnungen werden in der Regel über die kommunale Wohnungsschlange abgegeben. Hier wartet man etwa 10-23 Jahre auf eine Wohnung in einer halbwegs attraktiven Lage. Die neuen Wohnungen sind manchmal schneller zu bekommen, weil sich nur wenige leisten können, in ihnen zu wohnen.

Als "bostadsrätt", der schwedischen anderen Variante einer Eigentumswohnung gibt es Zweizimmerwohnungen für rund 190.000 € Einsatz und einer zuzüglichen monatlichen Gebühr von 360 €. Die Banken vergeben Kredite bei 10% Eigenkapital, manchmal auch ganz ohne, wenn das Einkommen gut ist.

Den Logdateien entnehme ich, dass man nach Johanna Sällström sucht, jeden Tag, in Deutschland. Ihr Schicksal lässt niemanden unberührt. Eine andere Gruppe googelnder und suchender Menschen kommt mit Stichwörtern wie "junge Schwedinnen", "Prostitution Schweden" und ähnlichen Rechercheversuchen in dieses Blog. Sicherlich aus vor allem wissenschaftlichem Interesse.

Tana French: In The Woods



Tana French gewann in diesem Jahr den "Edgar" für ihren Erstling "In The Woods" (deutscher Titel wie immer sehr einfallsreich "Grabesgrün").

Ein Debüt, das sich wirklich sehen lassen kann. Zuerst ahnte ich Parallelen zu dem Thriller des Amerikaners Harlan Cobens "The Woods". Hier wie dort geht es um Jugendliche und etwas Schreckliches, das in einem Wald geschah.

Da enden die Parallelen jedoch. Wo Coben auf geschickte Weise immer wieder die gleiche Geschichte erzählt, kommt uns French mit einem Ich-Erzähler, der gleich zu Beginn seine eigene Glaubwürdigkeit in Frage stellt.

Rob ist Polizeidetektiv in Dublin. Und vor knapp 20 Jahren war er der einzige von drei Teenagern, der von einem Ausflug in den Wald von Knocknaree zurückkehrte. Peter und Jamie blieben vom Erdboden verschluckt. Der kleine Adam (heute Rob) wurde im Schockzustand mit Blut in den Schuhen gefunden. Kann sich bis heute an nichts erinnern und wechselte den Namen und wurde Polizist.

Ein Polizist, der mit Cassie Maddox eine Partnerin hat, mit der er sich blind versteht. Rob schläft oft bei der Kollegin auf dem Sofa, aber es passiert nix. Sie trotzen Harrys Behauptung, dass (heterosexuelle) Männer und Frauen nicht befreundet sein könnten, weil irgendwann immer der Sex dazwischenkäme. Im Falle Harrys wissen wir, dass es zumindest mit Sally so kam.

Rob wohnt bei der neurotischen Heather zur Untermiete, eine Esotherikerin, die sich den Zentimeterstand ihrer Lebensmittel im Kühlschrank merkt und einen dann mit ihren Neurosen in Ruhe lässt, wenn man ihr signalisiert, dass man etwas Ansteckendes hat.

Auf einem Ausgrabungsplatz in der Nähe von Knocknaree wird die 12-Jährige Katy tot aufgefunden. Gibt es Parallelen zum Verschwinden von Peter und Jamie? Holt die Vergangenheit Rob jetzt doch ein? Nur Cassie weiss, dass er der Junge von damals ist.

Rob fühlt sich irgendwie von der 18-Jährigen Schwester der Toten, Rosalind, angezogen. Deren Vater Jonathan war bei einer Vergewaltigung im Sommer 1984 dabei, als Peter und Jamie verschwanden.

French hat mit ihrem Roman eine ganze Reihe von illustren Charakteren geschaffen und ihr gelingt es, die Frage ob Rob und Cassie sich vielleicht doch kriegen, streckenweise genauso spannend zu machen wie die Intrige.

Unbedingt lesen.

23. Juli 2008

Fussballpause

Die Damallsvenskan, Schwedens Eliteliga für Frauen, hat Pause. Einige bereiten sich allmählich auf Olympia vor. Andere spielen in diversen Jugendnationalmannschaften.

In letzter Zeit habe ich unter anderem Hammarbys Talent Nazanin Vaseghpanah, AIK:s australische Goalgetterin Lisa De Vanna und die schnelle finnische Hoffnung Linda Sällström porträtiert.

Die Deutsche

Sie geistert seit Monaten durch die schwedische Presse und firmiert nurmehr als "die Deutsche", wobei man sich als Deutscher die Frage stellt, ob man ähnlich "die Kurdin" oder "die Afrikanerin" schreiben würde. Deutsch und böse geht im Jahr 2008 für viele noch gut zusammen. Die anderen Konstruktionen wären politisch unkorrekt und politisch nicht korrekt sein,das kann man den Schweden nun wohl nicht vorwerfen. Schwamm drüber.

Einer deutschen Staatsbürgerin, Anfang 30, wird seit heute der Prozess gemacht. Sie wird angeklagt, Anfang des Jahres in Arboga, einem kleinen Nest in Värmland, vermutlich aus rasender Eifersucht eine schwedische Frau Anfang 20 und deren beiden kleinen Kinder, 1 und 3 Jahre alt mit einem Hammer attackiert zu haben.

Die beiden Kinder starben noch auf der Stelle. Die Mutter überlebte und wird jetzt als Zeugin aussagen.

Motiv: "Die Deutsche" hatte ein Verhältnis mit dem Freund der jungen Schwedin. der hatte sich jedoch dann von der älteren Frau getrennt und wohnte nun mit der Schwedin zusammen.

In diesem Fall gibt es keine eindeutigen Beweise wie etwa gegen Anders Eklund. Keine DNA, kein Geständnis der mutmasslichen Täterin. 56 Zeugen werden aufmarschieren. "Die Deutsche" ist gesehen worden, am Tag vor der Tag, am Tag nach der Tat und danach. Ihre Aussagen sind wirr und unzusammenhängend und können nicht ganz stimmen.

Aber es gibt keine Tatwaffe und die Schuhe, mit denen sich jemand im Blut der kleinen Kinder bewegt hat, wurden nicht im Besitz der Angeklagten gefunden. Es gibt aber ein Foto, auf dem die Angeklagte die Schuhmarke trägt.

In Arboga liegt ein langer Prozess in der Luft, der möglicherweise mit einem schalen, übel schmeckenden Freispruch endet, wenn es den Ermittlern nicht doch noch gelingt, die "Deutsche" eindeutig an die Tat zu binden. Das überlebende Opfer könnte hierbei eine entscheidende Rolle spielen, wenn ihre Erinnerung an die grausame Tat wieder zurückkehrt.

21. Juli 2008

Prozess

Der Prozess gegen den Kraftfahrer Anders Eklund findet aus Sicherheitsgründen vor dem Stockholmer Amtsgericht statt. Eklund wird beschuldigt, im Frühjahr 2008 die 10-Jährige Engla und vor einigen Jahren eine erwachsene Frau vergewaltigt und ermordet zu haben. Die Beweise sind erdrückend, in beiden Fällen gibt es DNA-Spuren.

Englund gestand heute vor Gericht beide Taten und entschuldigte sich bei den Familien der Opfer.

Bislang hatte der Kraftfahrer unberührt und reuelos in den Polizeiverhören gewirkt. Verteidiger des mutmasslichen Mörders ist Leif Silbersky, der immer dann zur Stelle ist, wenn aufsehenerregende Kriminalfälle die Schweden schockieren.

Silbersky will, dass der Tatbestand Vergewaltigung gestrichen wird, da Mord schwerer wiegt.

In den Jahren zwischen den beiden Morden konnte Eklund bislang keine weitere Tat nachgewiesen werden.

Die Einzelheiten der Taten sind bestialisch, grausam.

Sachverständige halten Eklund für gesund.

Der Staatsanwalt wird lebenslangen Freiheitsentzug fordern. Männer wie Eklund sind kaum therapiefähig. Man kann nur hoffen, dass sich die Gefängnistüren bald für immer hinter Anders Eklund schliessen.

Täter wie er geniessen im Strafvollzug besonderen Schutz, da sie unter den anderen Insassen nicht sonderlich beliebt sind. Mögen weitere potentielle Opfer vor ihm geschützt werden.

Tierpensionat

Meine Wohnung gleicht derzeit einem Tierpensionat. Ein Hund, ein Welpe (nicht stubenrein) und eine Katze (alle schwarz) wohnen bei mir. Das bringt viele interessante Spaziergänge in der näheren Umgebung mit sich, aber auch, das man das Haus kaum mehr als drei Stunden verlassen kann.

Besuch bei IKEA am Wochenende. Neue Gardinen in der Küche und eine neue Lampe im Wohnzimmer.

8. Juli 2008

Sommer?

Das Wetter in Stockholm ist mies. Jawohl. Es ist kühl, es ist bewölkt und die herrlichen Sommerzeiten lassen auf sich warten nach einigen vielversprechenden Tagen, die schon Vergangenheit sind.
In diesem Blog ist lange Funkstille, trotzdem lesen viele in alten Einträgen wie die Logdateien unbestechlich zeigen. Das freut mich. Auch wenn meine 2-3 Posts zu der tragisch verstorbenen Johanna Sällström mit Abstand immer wieder aufgerufen werden und ziemlich dominieren. Damit wird auch dieser Post googlebar mit ihr verknüpft.
Noch ein paar Tage, drei genauer, arbeiten und dann ist erstmal Schicht. Pause. Urlaub. Freie Zeit und hoffentlich Sommer.

19. Juni 2008

Schweden raus - schämt euch

"Schämt euch" titelt die Abendzeitung AFTONBLADET auf insgesamt 21 Seiten nach dem Ausscheiden der schwedischen Nationalmannschaft bei der Fußball-EM.

Das 0:2 gegen Russland gestern Abend erinnert an das Spiel mit dem
selben Ergebnis gegen Deutschland bei der WM 2006.

Die vom Wunderholländer Gus Hiddink betreuten Ostslawen hätten auch 7:1 gewinnen können und niemand hätte sich beklagen dürfen.

Junge, spielfreudige Russen gegen langweilige, alte Schweden.

Da kommt einem Rumsfelds (kennt ihr den noch) Gerede von "Old Europe" hoch. Schwedischer Sicherheitsfußball. Effektiv. Organisiert. Unspektakulär. Erfolgreich. Zumindest in der Quali für große Turniere.

Viele fordern heute den Kopf von Coach Lars Lagerbäck. Zu spät. Egal.

Auch ein Hiddink könnte keine besseren Spieler aus Wachs formen.

Aber dennoch: Schweden braucht einen ausländischen Trainer, am besten Holländer, wie wärs mit Frank Rijkaard, der mal ein neues Konzept ausprobiert:

Fußballspielen kann Spaß machen.

Das wäre eine neue Erkenntnis für den schwedischen Männerfußball.

Wir hatten das auch jahrzehntelang bis Klinsi und Jogi kamen und uns ein Sommermärchen bereiteten: Langweilige, erfolgreiche Teams, denen ausländische Fans immer nur das Schlechteste wünschen, weil wir uns immer durch Turniere organisert mogelten und mit 1:0 Siegen gegen Mexiko durch späte Freistoßtore von Lodar Maddäus immer ne Runde weiter kamen.

Aber schwedische Männer (Ausnahme: solche mit bosnischem Migrationshintergrund) können eh nicht Fußball spielen. Es sei denn, sie sind dunkelhäutig. Dahlin. Larsson. Oder anders. Ljungberg. Punkt Schluss.

Dafür aber die Frauen. Sehenswert. Vielleicht holen die Mädels von Thomas Dennerby ja Bronze in Peking.

16. Februar 2008

Melodifestivalen

Der zweite Teilwettbewerb der schwedischen Vorausscheidung für den ESC. Acht Lieder in Västerås. Man versucht, maximale Gewinnakkumulation zu erzielen. Vier Viertelfinals. Eine zweite Chance. 32 Lieder. Kilometerweise Artikel in ALLEN Zeitungen des Landes.

Superduperfavoriten war vor dem heutigen Abend das Duo Andreas Johnson und Carola Häggvist. Der ganze Wettbewerb wurde als Staffage für Johnson & Häggqvist gesehen, mit Mühe gelangten beide nun in die Trostrunde, weil man sich eben nicht nur auf die Bühne stellen kann, sondern auch noch ein gutes Stück haben sollte. "One Love" bleibt nicht im Gedächtnis haften und ist, wie die meisten aller Beiträge - Dutzendware, Schrott.

In Schweden gibt es nicht so viele begabte Komponisten, dass es für einen jährlich hochklassigen Wettbewerb mit 32 Liedern reichen würde.

Sanna Nielsen marschierte mit einer Celine-Dion-Nummer "Empty Room" direkt ins Finale. Sie sieht niedlich aus, hat eine Stimme, die das Stück sehr gut trägt, aber sie singt ohne mit den falschen Wimpern zu zucken "My life goes on just like the moon" und in diesem Moment möchte man seinen Kaffee über den Fernseher schütten.

Der zweite Beitrag "Just One Minute", der ins Finale kommt, sieht so aus, wie man sich als Hetero eine Schwulendisco zu fortgeschrittener Stunde vorstellt. Glatzköpfige Zwillingsbrüder in roten Anzügen, die vor 35 Jahren modern waren, als Tavares die europäischen Discos mit "Heaven Just Can Be An Angel" oder so ähnlich aufmischten.

Melodifestivalen engagiert rund ein Drittel der Bevölkerung, heute Abend riefen 700.000 an und morgen, quatsch gleich, werden die Abendzeitungen von der sensationellen Watsche für Johnson & Häggqvist schreiben. Aftonbladet schreibt schon jetzt: "Skrällen" (Die Sensation). Und Expressen titelt: "Folket svek Carola" (Das Volk verliess Carola).

Das schwedische Fernsehen hat leider alle Videos der Sendungen bei Youtube herausgenommen. Mehr Infos auf der Sonderseite bei SVT.

3. Februar 2008

Erstes Spiel draussen


Auf Stadshagens IP gab es gestern das Lokalderby zwischen Djurgården und AIK, das Erstgenannte mit 2:0 (Tore: Jennifer Meier und Linda Sällström) gewannen. Auf beiden Seiten viele Experimente und auch ausgeliehene Spielerinnen. Im wahrsten Sinne ein Trainingsspiel. Trotzdem schön, dass es endlich losgeht mit der neuen Saison.

Sowohl Nadine Angerer (Premiere bei Djurgården) wie Sofia Lundgren (AIK) hatten nicht so furchtbar viel zu tun.

Es fehlten: Lollo Fors, Emma Lundh, Anne Mäkinen (AIK), Victoria Svensson, Ann-Marie Norlin, Ariane Hingst, Linda Forsberg (Djurgården).