9. Juni 2007

Der heilige schwedische Sommer

Jetzt hat er angefangen, der kurze heilige schwedische Sommer. Es ist warm, ja heiss, die Bäder füllen sich und Ende nächster Woche beginnen überall im Land die Schulferien.

Thomas hat bei Fiket schon einen wichtigen Sommeraspekt behandelt, die schwedische Erdbeere, über deren Echtheit es in jedem Jahr wieder neue, alte Artikel in allen Zeitungen gibt. Auch beim Suchen nach Blogeinträgen in der populären Suchmaschine knuff.se liegen die Erdbeeren derzeit an zweiter Stelle - geschlagen nur von Paris Hilton, an deren Schicksal - rein in den Knast, raus aus dem Knast und heute wieder weinend rein - natürlich auch alle Schweden teilhaben wollen.

Thomas Lerner hatte in seinem DN-Artikel zum Nationalfeiertag einen Sverigedemokrat (rechtspopulistische Partei) interviewt, der auf die Frage nach schwedischen Symbolen antwortete: "Volvo, der König, Erdbeeren."

Der Sommer ist kurz, das hat vor Jahren schon der meist unsägliche Tomas Ledin in einem Schlager behauptet, den ich dennoch ans Ende dieses Posts stelle. Lasse Berghagen, kulterklärte Person aller Schlagerenthusiasten, sagte heute Abend im Fernsehen, dass Sommer für ihn auch bedeute, dass die Menschen miteinander kommunizieren. Sein Nachbar komme zum Beispiel im Mai zu ihm und sage, "Mensch Lasse, wie schön, jetzt sehen wir uns mal endlich wieder nach fünf Monaten."

Lasse Berghagen moderierte die Fernsehsendung "Allsang på Skansen", die uns bald auch wieder quälen wird. Jetzt heisst deren Moderator Anders Lundin, es hat sich aber kaum etwas verändert an dem Programm. Morgens um sieben stehen die ersten Schlange, um eingelassen zu werden zu einer Sendung, bei der alle die Schönheit Stockholms und des Sommers besingen. Die Zuschauer können ein Liederheft kaufen und dann trällern alle alles mit und sind glückselig. Sorry, liebe Schweden, dass ich kein Allsångs-Fan bin.

Aber der schwedische Sommer hat schon was. Der finnische auch. Eigentlich auch der dänische. Und der deutsche, wohl auch der bulgarische und irische...

Aber hier ist der Sommer so verdammt kurz, fast alle haben Urlaub, die Krankenhäuser sollte man jetzt nicht aufsuchen müssen, zumindest nicht als Patient. Denn es ist fast kein Personal da. Auf den Touristenstrassen Stockholms wie der Västerlånggatan in der Altstadt wimmelt es von Taschendieben und Hütchenspielern, während wir Einheimischen mal ans Meer fahren oder an einen der zigtausend Seen.

Der Sommer ist eine Pause vom Ernst des Lebens, obwohl auch in ihm geboren und gestorben wird. Jetzt finden all die tollen Festivals statt, Hultsfred das berühmteste von ihnen, schon nächste Woche geht es los mit den Pet Shop Boys, Ozzy Osbourne, Velvet Revolver und den Manic Street Preachers und Wolfmother und vielen anderen.

Im Sommer bleibt man im Land. Man isst SCHWEDISCHE Erdbeeren, die besser schmecken sollen, weil die Nächte kühler sind und den roten Früchten angeblich dadurch mehr Zeit zum Reifen gegeben wird. Und man feiert Mittsommer, das Schwedischste aller Feste, obohl das auch in Norwegen und Finnland ähnlich gefeiert wird und dort das Norwegischste und Finnischste aller Feste ist.

Schön, dass es endlich Sommer ist. Geniessen wir ihn, denn er ist kurz und das meiste von ihm ist verregnet, wenn Ledin Recht hat...

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