Seit 2005 haben wir in Schweden am Nationalfeiertag frei und müssen stattdessen Pfingstmontag arbeiten. Der 6. Juni begann damit, dass die allseits beliebten Königskinder Carl Philip und Madeleine, ihres Zeichens Prinz und Prinzessin, um zehn Uhr die Pforten des Bürgerhofes des Schlosses in der Stockholmer Altstadt öffneten. Dabei ist wichtig zu erwähnen, dass Madeleine ein weisses Kleid und weisse Schuhe mit hohen Absätzen trug, keine Strumpfhose, was man angesichts der ca. 23 Grad, die es am Morgen hatte, sicher verstehen kann. Der Prinz kam im dunklen Anzug, aber die Kameras beschäftigen sich lieber mit der Prinzessin, während die Frau ab 35 ihren Blick nicht vom Prinzen abwendet. Etwas später heute werden Papa und Mama, also Seine Majestät König Carl XVI Gustaf und Ihre Hoheit Königin Silvia, traditionell mit dem Volk im Freilichtpark Skansen feiern.
Nicht alle Schweden können den wichtigsten Tag des Jahres jedoch im Königreich geniessen. Alexander Chamberland und Ellinor Scheffer etwa, verbrachten zumindest einige Stunden im polizeilichen Gewahrsam in Rostock, immerhin war das auch mal ein Teil Schwedens. Die beiden Sprecher der Jugendorganisation der Umweltpartei (mp) waren auf dem Weg zur Demonstration gegen den G8-Gipfel, an der sich morgen musikalisch auch Herbert Grönemeyer, Silbermond und Bono (U2) beteiligen werden. Chamberland und Scheffer sassen jedoch im "falschen Bus". Bei einer der zahlreichen Kontrollen fand die Polizei Masken - Grund genug, alle Insassen unverzüglich im wahrsten Sinne des Wortes "aus dem Verkehr zu ziehen". Heute Morgen um 5 wurden alle frei gelassen, nach Aussage von Chamberland erfuhren sie erst bei der Freilassung davon, warum man sie eigentlich in einem Industriegebiet ausserhalb von Rostock inhaftiert hatte.
Ein paar bürgerliche Politiker der älteren Generation, darunter der ehemalige Vorsitzende der Christdemokraten Alf Svensson, Thorbjörn Fälldin (c) und Ingegerd Troedsson haben vor ein paar Tagen auf der berühmtem "Debatten"-Seite von Dagens Nyheter einen Artikel platziert, in dem sie sich dagegen aussprechen, dass Homosexuelle die Ehe eingehen dürfen. Die Überschrift lautet "Es ist eine biologische Tatsache, dass Homoehen falsch sind". Ziemlih provozierend für die grosse Gemeinde von Schwulen und Lesben im Lande und kein Wunder, dass DN bis zum heutigen Tag dazu 185 (!!!) Blogeinträge verzeichnet, neuer Rekord? "Ein Echo aus dem christlichen Mittelalter" titelt Blogge Bloggelito und repräsentiert die Mehrheit der Bloggermeinungen. 58mal wurde dieser Post kommentiert - auch das nicht schlecht. In der Tat ist die Argumentation der ergrauten Politiker etwas hölzern. Wenn die Biologie gegen die Homoehe spricht, dann spricht die Biologie auch gegen die Monogamie, die Herr Svensson aber sicherlich vehement verteidigen würde.
Kritisch sehe ich dagegen die Rechte von Homopaaren, Kinder zu produzieren bzw. zu adoptieren. Da verlangt die Biologie in der Tat Spermien die Eier befruchten. Und man darf bei der Diskussion um die Rechte Erwachsener, ihre Sexualität auszuleben, insofern sie anderen nicht schadet, nicht die Rechte der Kinder vergessen. Lösung: Forschung, die feststellt, inwieweit Kinder in homosexuellen Beziehungen aufwachsen und mit welchen Problemen das möglicherweise verbunden ist und eine seriöse Entscheidung, die nicht nur das Recht der Erwachsenen propagiert, sondern vor allem das Aufwachsen der Kinder beleuchtet. Sollte sich herausstellen, dass Kinder in Homobeziehungen Schaden nehmen, dann sollten Schwule und Lesben auch keine Kinder produzieren bzw. adoptieren dürfen. Sollte sich das Gegenteil herausstellen, bitte.
Zum Schluss noch ein Schwenker. Wir bleiben bei Kindern. Liebe Pädophile! Euer Wunsch, dass euer Interesse, sexuelle Beziehungen zu Kindern zu unterhalten, genauso respektiert werden soll wie Homosexualität verursacht mir Brechreiz. Gottfrid Svartholm Warg und Fredrik Neij betreiben ein Webhotel, auf dem sich seit einigen Tagen die Pädophilenseite pedofil.se befindet. Die Autoren dieser Homepage sind anonym, behaupten, dass die Akzeptanz für Pädophile in den letzten Jahren erfreulicherweise zunimmt, bleiben aber anonym, weil sie vermutlich dann doch ahnen, dass es mit der Akzeptanz doch nicht ganz so weit her ist. Die beiden Webhotelinhaber Svartholm Warg und Neij sind Mitbegründer des Netzwerkes Pirate Bay, sagen, dass sie nicht mit den Ansichten der Webseitenbetreiber sympathisieren, sind aber der Auffassung, dass auch diese ein Recht auf freie Meinungsäusserung haben und kassieren deshalb gerne das Geld für die Webseite. Das darf für sich stehen. Die schwedische Gesetzgebung verbietet den Besitz von Kinderpornographie, erlaubt aber das Anschauen von Kinderpornographie. Strafbar macht sich erst der, der Bilder und Filme herunterlädt und auf seinem Rechner speichert. Auch das mag für sich stehen.
Die Internetseite um die es geht, ist nichts weiter als widerliche Propaganda für sexuelle Beziehungen mit Kindern. Zitat: "Die ästhetische Schönheit von Kindern strahlt Weiblichkeit aus, ihre Haut ist ohne Gegenstück, ihre Figur ist schlank und hat nicht die Reproduktionsformen, die erwachsene Frauen haben. Sie besitzen eine ästhetische Reinheit, die mit unserem Bild von Engeln verglichbar ist, Kinder sind ästhetisch gesehen die Wesen, die göttlichen Wesen am nächsten kommen. Engelgleich im ussehen, aber hedonistisch von Natur und wenn sie frei wären, würden sie ihre Sexualität auf die Weise ausdrücken, die durch die Natur vorgesehen ist." Ein Plädoyer für die gesetzlose Gesellschaft, die lediglich den niederen Instinkten der Natur folgt. Das Recht des stärkeren Erwachsenen auf sexuelle Befriedigung an Kindern propagiert. Widerlich, unerträglich.
6. Juni 2007
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
1 Kommentar:
Der Artikel zur Homoehe hat bei uns auch für Empörung gesorgt. :)
Die offensichtlichen Gegenargumente wären müßig, nocheinmal aufzuzählen, aber mir kam der Gedanke, dass da alte bekannte Namen intrumentalisiert wurden.
Bei der Pädophilenseite muss man, finde ich, in der Tat trennen zwischen der totalen Ablehnung der Inhalte und ungerechtfertigter Zensur. Ich stimme den Zitaten der Hoster am Ende des Artikels vom Local zu: http://www.thelocal.se/7504/20070605/
Kommentar veröffentlichen