Schweden und seine Bewohner sind es gewohnt, von weiten Teilen der Welt geliebt zu werden. Besonders aus Deutschland kommt Zuneigung, Bewunderung und bisweilen naive Verehrung für alles Schwedische.
Aber seitdem der vormals unbekannte Künstler Lars Vilk den Propheten Mohamed als "Kreisverkehrhund" zeichnete und die Provinzzeitung Nerikes Allehanda in Örebro diese Zeichnungen abdruckte, müssen die Schweden sich mit einem anderen leidenschaftlichen Gefühl auseinandersetzen. Muslime in Schweden demonstrieren gegen die Zeichnung und ihre Veröffentlichung, in Teheran wurde die schwedische Botschafterin ins Aussenministerium zitiert und in Pakistan wurden gestern in Lahore und Karachi sowohl schwedische Flaggen wie auch Puppen, die den Ministerpräsidenten Fredrik Reinfeldt darstellen sollten, von wütenden Demonstranten verbrannt.
Man erwartet eine Entschuldigung von höchster Stelle. Der Prophet darf überhaupt nicht dargestellt werden und ihn mit dem Leib eines Hundes, eines unreinen Tieres nach muslimischem Glauben, in Verbindung zu bringen, hat die Gemüter noch mehr erregt.
Das Problem ist, dass Freiheit der Meinung und der Kunst Begriffe und Werte sind, die in Ländern wie Iran und Pakistan weitgehend unbekannt sind. Hinter einem Kunstwerk oder einem Artikel in einer Zeitung stehen in Demokratien wie Schweden nicht Regierung und Gesinnungspolizei, sondern lediglich derjenige, der sich künstlerisch oder publizistisch äussert.
Der Staat schreibt nicht vor, wie sich Menschen zu kleiden haben oder welche Musik zu hören wie etwa Iran, das vor kurzem eine "illegale" Party mit "satanischer Musik" zum Anlass nahm, rund 200 junge Menschen zu verhaften.
Die religiösen Gefühle von Christen, Muslimen, Buddhisten oder anderen sind zu respektieren, aber dieser Respekt darf nicht dazu führen, dass Menschen, die sich an die Grenzen religiöser Gefühle heranwagen, mit Morddrohungen überschüttet werden.
Aussenmnister Carl Bildt hat die Angelegenheit bislang nicht kommentiert. Meinungsfreiheit ist ein wesentliches Gut der Demokratie in den sogenannten "westlichen" Ländern.
Man kann sich über die aktuellen Zeichnungen auseinandersetzen, man kann sie in Worten verurteilen, ablehnen, als geschmacklos bezeichnen. Den Künstler, die Journalisten oder gar den Ministerpräsidenten deshalb töten zu wollen geht jedoch entschieden zu weit. Und verbieten oder gar die Redaktion von Nerikes Allehanda zu schliessen wäre ebenfalls ein falscher Schritt.
Die Affäre um die schwedischen Mohamed-Zeichnungen ist ein weiteres Indiz dafür, dass wir in einer geteilten Welt leben. Bis zum gewünschten Dialog mit der muslimischen Welt ist es auch fast sechs Jahre nach 9/11 noch sehr weit.
1. September 2007
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen