16. September 2007

WM in China: Schweden vor dem Aus?

Als die Schwedinnen am Freitag durch zwei Tore von Abby Wambach mit 0:2 gegen die USA verloren, musste ich arbeiten und konnte mir das Spiel erst in der Nacht zum Samstag anschauen.

Es hatte gut begonnen, schon nach vier Minuten hatten die blaugelben Damen fünf Eckbälle bekommen, allerdings ohne wirklich klare Torchancen im Anschluss daran.

Nicht überraschend war die Rückkehr zum 4-4-2 System anstelle des fast zwei Jahre trainierten 4-3-3 in der Nationalelf.

Überraschend dagegen der Einsatz von Linda Forsberg von Anfang an.

Nach etwas mehr als einer halben Stunde, in der die Schwedinnen sehr druckvoll agierten, dann der spielentscheidende Fehler.

Ein langer Ball springt auf die allein stehende Torhüterin Hedvig Lindahl zu, die weit vor dem Kasten steht, sie springt hoch um das Leder zu fangen, aber einen Sekundenbruchteil zu früh, der Ball springt auf, über sie drüber und eine amerikanische Angreiferin ist da und auf dem Weg zum 1:0 - von der Seite kommt Stina Segerström und versucht, zu retten, aber auch sie einen Sekundenbruchteil zu spät, statt des Balles trifft sie die Beine. Elfmeter. Abby Wambach. 0:1.

Lindahl, die gar nicht sehen konnte, was hinter ihr geschah, Segerström und Trainer Dennerby sprechen von einem fragwürdigen Elfer, aber die Entscheidung war korrekt, ich empfehle, die Szene nochmals anzusehen.

Danach lief eigentlich nicht mehr viel im schwedischen Spiel. Wambach erhöhte nach einer Stunde auf 2:0. Hinterher sprach Dennerby und seine Assistentin Persson von einem tollen Spiel der Schwedinnen, in dem die Taktik voll aufgegangen sei.

Operation gelungen, Patient tot, sagt man in Deutschland.

Denn nachdem Nordkorea mühelos 2:0 gegen Nigeria gewann, brauchen die Schwedinnen nun "ein Wunder biblischen Ausmasses" (Jennifer Wegerup), um noch ins Viertelfinale zu kommen und eben nicht am nächsten Dienstag die Koffer packen zu müssen.

Nordkorea muss 3:0, 4:1, 5:2, 6:3 usw. geschlagen werden. Das erscheint angesichts der bislang gezeigten Leistungen unmöglich.

Woran liegt das schlechte Auftreten der Dennerby-Elf? In beiden Spielen sah man Konditionsprobleme und individuelle Fehler, die zu Gegentoren führten.

Zwei Spielerinnen stehen auf dem Platz, die mit langen Verletzungspausen zu kämpfen hatten und offenbar noch nicht 100%-ig fit sind: Hevig Lindahl und Hanna Ljungberg. Im Tor hätte man besser auf AIK:s Sofia Lundgren gesetzt, die bislang jedes Spiel in der Liga gemacht hat, statt auf Lindahl, die nach einem Kreuzbandriss erst wenige Wochen vor der WM ihr erstes Spiel über 90 Minuten gemacht hat.

Im Mittelfeld gibt es keinen Ersatz für die letztes Jahr zurückgetretene Malin Moström, deren Ausnahmerolle sich jetzt bei ihrem Fehlen auf schmerzhafte Weise bestätigt.

Lotta Schelin ist nicht die Goalgetterin wie in der Liga, wo sie abermals die Torschützenliste anführt. Das liegt teils an ihr selbst, teils aber auch an der Position, die sie in der Nationalelf spielen muss.

Ein Tor alle dreissig Minuten ist möglich, sagte Dennerby den Medien im Blick auf das Spiel gegen Nordkorea und das ist mehr eine Aussage für seine Mannschaft als eine realistische Einschätzung.

Am Dienstag wissen wir mehr. Schweden hat sich bislang noch immer für die nächste Runde qualifiziert, ein Ausscheiden wäre ein Novum, aber auch keine grosse Überraschung in der Gruppe des Todes, die mit dem ersten, dritten und fünften der Weltrangliste exzellent besetzt ist.

Das Spiel gegen Nigeria hätte gewonnen werden müssen. Dann würde ein Sieg gegen Nordkorea reichen. Ein 3:0 klingt wie eine wünschenswerte Utopie.

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