Der hoch angesehene Politikwisseneschaftler Olof Ruin ist der Ansicht, dass der eher zurückhaltende und kaum wahrnehmbare Führungsstil von Schwedens Ministerpräsident Fredrik Reinfeldt für das Bild von Vorgänger Göran Persson in der Geschichtsschreibung günstig ist.
In einem Kommentar in DAGENS NYHETER schreibt Ruin: "Jetzt wo Göran Persson die politische Bühne bald verlassen wird, ist die Lage paradox. Das Merkwürdige ist, dass nun wo es einerseits Grund gibt, sich an die Errungenschaften seiner Regierungszeit zu erinnern, sein dominanter Führungsstil im Nachhinein als weniger kritikwürdig zeigt, wenn er verglichen wird mit der Unsichtbarkeit und dem Schweigen, das in vieler Hinsicht den heutigen Ministerpräsidenten kennzeichnet."
In der Tat könnte der Unterschied zwischen Persson und Reinfeldt kaum deutlicher sein. Während der Sozialdemokrat den Beinamen HSB bekam, HAN SOM BESTÄMMER (der, der sagt wos lang geht) und die Mitglieder seiner Regierung zu Statisten degradierte, gibt Reinfeldt den Regierungschef in einer Rolle, die in Hollywood bestenfalls in der Kategorie "Best supporting actor" die Chance Nominierung bekäme.
Reinfeldt überlässt seinen Ministern das Rampenlicht, steht deutlich im Schatten seines Affären verteidigenden und bloggenden Aussenministers Carl Bildt, dessen Nominierung von vielen Beobachtern ohnehin als ein riskables Unterfangen für den politisch weitgehend unerfahrenen Reinfeldt gewertet wurde.
Auch die anderen Figuren im Kabinett Reinfeldt wie etwa Zentrumsvorsitzende Maud Olofsson und Bildungsminister Lars Leijonborg spielten sich in den letzten Wochen deutlich in den Vordergrund des Geschehens.
Der Chef, dass legt zumindest die Analyse der Medienpräsenz nahe, wirkt heute eher wie ein Volontär in einem Kabinett selbstbewusster Referenten.
Magnus Ljungkvist kritisiert in seinem Blog die äusserliche Fixierung von Olof Ruin, übersieht dabei aber, dass die mediale Wirkung von Politikern auch in Schweden zunehmend wichtiger geworden ist.
Auch Johan Ingerö findet, dass Professor Ruin zu sehr auf das äusserliche Erscheinungsbild fixiert sei. Aber er vermisst auch eine klare Linie in der Politik der neuen Regierung: "Politische Führung ist für mich mehr, als nur Budgets zusammenstellen und der Verfassung treu zu sein. Es geht darum, anzuzeigen, wohin man das Land führen will und warum gerade dorthin. Das totale Unvermögen, eine Richtung anzuzeigen ist eine gigantische Schwäche nicht nur bei Reinfeldt, sondern allgemein bei den neuen Moderaten."
14. März 2007
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