14. März 2007

Fernsehkritik: "Leende guldbruna ögon"

"Dansband"-Musik gehört zu dem, was man hierzulande gerne in die Rubrik "något av det svenskaste som finns" (etwas was kaum schwedischer sein könnte) einsortiert.

Ungekrönter König der singenden Combos, die mit ihren schmalzigen Schmonzetten durch die Provinz reisen ist der Barde Christer Sjögren mit seiner Gruppe "Vikingarna", die auch in Deutschland mit den teutonischen Versionen ihrer schwedischen Erfolgsschlager beachtliche Erfolge beim Publikum vom "Blauen Bock" und "Musikantenstadl" feierten. Sollte jemandem das Phänomen "Dansband" noch nichts sagen, der möge sich bei Youtube ein Video von Lasse Stefanz (hier mit Truck-Stop-Hut) anschauen mit dem Klassiker "De sista ljuva åren".

Mehr als 20% der schwedischen Bevölkerung hat wie man das heutzutage politisch korrekt sagt Migrationshintergrund. Dass aber dunkelhäutige und dunkelhaarige Menschen orientalischer Herkunft in einer "Dansband" spielen, das war bislang undenkbar und lediglich richtigen "Viking"ern vorbehalten (siehe oben).

Nun zeigte das schwedische Fernsehen eine dreiteilige Fernsehserie mit dem Titel "Lächelnde goldbraune Augen" - ein Dreiteiler, in dem der Versuch einer Gruppe von sympathischen Aussenseitern aus dem Getto der Vorstadt beschrieben wird, auf diesem urschwedischen Terrain Erfolg zu haben und Ernst genommen zu werden.

Die Charakterzeichnung überzeugend, das Drehbuch stimmig und lediglich am Ende mit dem Auftritt bei der schwedischsten aller Fernsehsendungen, dem allsommerlichen "Allsång på Skansen" und der Begegnung mit dem leibhaftigen Christer Sjögren etwas zu pathetisch.

Aber insgesamt die Höchstnote für diesen Dreiteiler.

Eine kongeniale Parabel über die schwedische Gesellschaft. Über den verzweifelten Versuch der Menschen mit Migrationshintergrund, in diesem Land akzeptiert zu werden. Sie versuchen es mit voller Kraft und stellen beim ersten öffentlichen Auftritt auf der Party eines Neureichen in Hammarby Sjöstad dann entsetzt fest, dass man sich über die dunkelhaarigen Einwanderer schon seit Wochen im ganzen Land königlich via Internet amüsiert.

Weil das Ganze zur besten Sendezeit läuft, gibt es am Ende dann doch das Happyend für die würdevollen Charaktere der Band, der Keyboarder gespielt von Fares Fares, den wir schon aus den Filmen seines Bruders Josef Fares ("Jalla! Jalla!" und "Kopps") kennen.

Das deutsche Fernsehen zeigt gerne Filme aus Schweden - hier ist eine Miniserie, die sich ARD und ZDF vormerken sollten, weil das Schwedenbild ungleich realistischer ist als in den in Schweden verspotteten "Inga Lundström"-Filmen des ZDF, in denen blondierte Deutsche Volvos fahren und in rustikalen roten Bauernhäusern einander mit einem gestelzten "Hej" begrüssen, bevor sie munter Hochdeutsch plaudern.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Hallo Rainer
Jetzt lese ich doch dein Kommentar und sehe, dass ich dir noch gar nicht geschrieben habe.
Wie geht es dir denn in Schweden? Wie kommt es, dass du in Schweden bist? Studierst du? Also wie du sicherlich schon auf meinem Blog gelesen hast, bin ich hier fuer ein Jahr als Austauschstudent und geniesse einfach nur das schwedische Leben in vollen Zuegen.
Leende goldbruna ögon - da habe ich heute gerade zum zweiten Mal den letzten Teil ( Repetion) gesehen und ja, ich fand den Serie einfach nur gut. Lennart mit seinem strahlenden Augen und ja, ich hätte nicht gedacht, dass ich solche Musik dann doch gut finden könnte.
Ja, dann wuensche ich dir fuer heute einen schönen Abend, oder besser gesagt, god morgon. ;)
Liebe Gruesse Katja