Gestern morgen sah ich im Internet die Pressekonferenz von Bildungsminister Lars Leijonborg und Schulminister Jan Björklund über das Programm "Lärarlyft" der schwedischen Regierung.
Bis 2010 will man insgesamt 3,5 Milliarden Kronen in die Aus- und Weiterbildung von Lehrern investieren. Die staatliche Schulbehörde Skolverket erhält den Auftrag, dieses Programm zu administrieren.
Lehrer können sich ab Anfang 2008 ein Semester lang vom Schuldienst beurlauben lassen und bei einem Gehalt von 80% an einer Universität oder Hochschule ihre pädagogische und fachdidaktische Kompetenz auf den neuesten Stand bringen.
In Zukunft will man untersagen, dass an den Schulen des Landes Lehrer ohne formale Ausbildung angestellt werden. Die Zahl der unausgebildeten Lehrer ist relativ hoch, allerdings muss man berücksichtigen, dass die meisten unausgebildeten Lehrer in den berufsvorbereitenden Zweigen des Gymnasiums tätig sind. Es sind oft durchaus Fachkräfte, die angehende Friseusen, Köche und KFZ-Mechaniker unterrichten, ihnen felt aber die pädagogische Ausbildung hierfür.
Grundsätzlich ist die Initiative zu begrüssen, denn Fortbildung ist ein wichtiges Gut in einer Gesellschaft, die im Wesentlichen auf Wissen zur Erhaltung und Vermehrung des Wohlstands angewiesen ist. In Deutschland hat es in dieser Richtung auch die eine oder andere Novelle gegeben, Fortbildung dort ist aber oft noch aus der eigenen Tasche zu bezahlen und findet demnach nicht statt in einem System, in dem man als beamteter Lehrer ohnehin ausgesorgt hat.
Hier nähern wir uns einem wesentlichen Unterschied zwischen den beiden Ländern. Der Lehrerberuf in Schweden ist sehr schlecht bezahlt. Nach einem jahrelangen Studium, das fur viele erhebliche Studienschulden, die verzinst werden, mit sich bringt, arbeiten viele Lehrer mit Gehältern zwischen 20 und 25.000 Kronen brutto. Zwar ist neuerdings ein Trend zu verzeichnen, das viele Gemeinden höhere Eingangsgehälter zahlen - das Lebenseinkommen eines Lehrers ist aber vergleichsweise gering. Es gibt wenig Anreize.
Im Segment der Fremdsprachenlehrer hat das dazu geführt, dass man die angehenden Deutsch- oder Französischlehrer im ganzen Land an wenigen Händen abzählen kann. Besser sieht es für Englisch aus, aber auch hier haben manche Universitäten Einbrüche von bis zu 50% zu verzeichnen.
Mit anderen Worten: Es genügt nicht, allein auf die Aus- und Weiterbildung zu setzen. Das grösste Zukunftsproblem der schwedischen Schule wird der zu erwartende Lehrermangel sein - wenn es kaum noch Studenten gibt, die die formalen Qualifikationen für den Lehrerberuf erwerben, schneidet man sich mit dem Verbot der Anstellung von unausgebildeten Lehrern ins eigene Fleisch.
Leijonborg und Björklund sollten alles tun, um den Beruf attraktiv zu machen. Das geschieht im Wesentlichen durch die Vergütung. Es genügt beileibe nicht, Lehrern zu erlauben, Mobiltelefone von Schülern zu beschlagnahmen oder im ersten Schuljahr wie in Stockholm bereits notenähnliche Beurteilungen schreiben zu dürfen.
21. April 2007
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen