Heute Abend habe ich mir endlich den letzten Teil der vierteiligen Reihe mit dem ehemaligen Ministerpräsidenten und Parteivorsitzenden Göran Persson ansehen können. Die Sendung kam bereits letzte Woche Montag.
Kaum ein anderes Fensehprogramm ausser natürlich dem "Melodifestivalen" hat in diesem Jahr so viel Aufsehen erregt wie die Gespräche mit Persson.
Die letzte Folge gab nun Aufschluss über den Niedergang und die Wahlniederlage der Sozialdemokraten und besonders ihres langjährigen Chefs.
Persson selbst bezeichnete sich schon 2004 und 2005 als amtsmüde. Er sei nicht motiviert für einen weiteren Wahlkampf, aber möglicherweise könne man die Wahl auch mit Routine gewinnen. Gegen einen Gegner, der sich als Allianz für Schweden formiert hat und der mit seinen vier Parteivorsitzenden, die auf einem Sofa sitzen und an Tick, Trick und Track (und Truck) erinnern, durch Schweden fährt und dessen Vorsitzender intern "Seife" genannt wird, weil er jedem entgleitet und zu nichts eine deutliche Position hat.
Persson überschätzt sich selbst in diesen Monaten, man gewinnt keine Wahl nur durch Routine. Die Menschen merken, dass er amtsmüde ist, dass er sich mehr für seinen Altersruhesitz in Sörmland interessiert, einem Bauernhof für ca. 2 Millionen Euro ausserdem, den viele Parteigenossen als unangemessen protzig und teuer empfinden.
Dabei ist es vermessen zu verlangen, ein Ministerpräsident und eine Generaldirektorin des schwedischen Alkoholmonopols müsten in einer 2-Zimmerwohnung in einem mit sozialen Problemen belasteten Vorort wohnen. Dennoch, ausgerechnet die sozialdemokratische Aftonbladet (die einem konservativen norwegischen Verlag gehört...) berichtet immer wieder über den Hausbau mit Grafiken und Skizzen, so dass die Leser nun wissen, wo Persson und Steen ihren Whirpool stehen haben.
Der Sozialdemokrat hat Recht, sein Hauptgegner Reinfeldt ist nichtssagend und völlig ohne Ausstrahlung, aber der Politfuchs vermag nicht einzusehen, dass die Leute weniger Reinfeldt wollen, als ihn abwählen.
Der Mord an Anna Lindh hat der früheren Nachfolge einen Strich durch die Rechnung gemacht. Reinfeldt und seine zweitklassigen Mitstreiter Olofsson, Hägglund und Leijonborg (Persson: "Ein durch und durch unseriöser Politiker") hätten gegen die starke und gemeinhin beliebte Aussenministerin keine Chance gehabt, die Messerstiche Mihajlo Mihajlovics gegen Anna Lindh haben möglicherweise die schwedische Geschichtsschreibung verändert.
Und Margot Wallström wollte nicht. Persson bot ihr das Amt der Sozialministerin an, um sie aus der EU-Kommission wegzuholen und als seine Nachfolgerin aufzubauen, aber die persönlichen Gräben, an denen Persson nicht unschuldig ist, zwischen den Beiden waren zu gross.
Vorsitzender Persson ist nun zu Ende und die Debatte um die Sendung, die ungewöhnlich heiss war, nicht zuletzt wegen der zahlreichen andere disqualifizierenden Äusserungen des Ex-Regierungschefs wird bald verebben und von neuen politischen Diskussionen überflutet werden.
Mona Sahlin hat als erste Frau den Vorsitz der grössten Partei Schwedens übernommen. Es ist an der Zeit, dass Schweden nach den Wahlen am 17.09.2006 eine handlungskräftige Opposition bekommt.
5. April 2007
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