Die schwedische Regierung wird vorschlagen, dass ab dem nächsten Jahr Arbeitgeber ab dem ersten Tag einer Krankmeldung eine ärztliche Bescheinigung verlangen dürfen. Ziel ist natürlich, den Missbrauch von Krankmeldungen zu vermeiden. Die zuständige Ministerin Cristina Husmark Pehrsson sagte jedoch gegenüber dem schwedischen Rundfunk, man wolle durch diese Massnahme Menschen helfen, die Probleme mit Missbrauch von Alkohol oder Drogen hätten oder chronische Krankheiten.
Wers glaubt.
Die gesundheitspolitische Sprecherin der oppositionellen Sozialdemokraten, Ylva Johansson, bezeichnete den Vorschlag der Regierung als "haarsträubend" und warnte davor, dass Armeen von erkälteten Menschen die Arztpraxen unnütz bevölkern würden aus Angst vor Sanktionen.
Bisher ist es in Schweden so, dass man ab dem sechsten Krankheitstag eine ärztliche Bescheinigung vorlegen muss. Anders als in Deutschland gibt es hier auch einen Karenztag, d.h. am ersten Tag einer Krankheit gibt es kein Gehalt. Ab dem zweiten Tag erhält man 80% des sogenannten krankengeldrelevanten Einkommens, das eine Höchstgrenze von gegenwärtig 25.200 kr/Monat (2720 €) hat. Wer mehr verdient erhält immer nur 80% von 25200 pro Krankheitstag.
Wer weiss, wie sehr die ärztlichen Gesundheitszentralen überlaufen sind, wie schwer es ist, einen Arzttermin zu bekommen, der kann erahnen, wie unpragmatisch der Vorschlag der Regierung ist. Die personelle Ausstattung des Gesundheitswesens wird es nahezu unmöglich machen, das geplante Gesetz umzusetzen.
Kranke sollen bereits am ersten Tag einer schweren Erkältung, einer ansteckenden Brechdurchfallerkrankung in den Wartezimmern der Gesundheitszentralen sitzen und darauf hoffen, dass ein Arzt Zeit hat, ihnen eine Bescheinigung auszustellen, um sie dann wieder nach Hause zu schicken.
Wie weltfremd und geradezu unüberlegt, um nicht zu sagen dumm, dieser Vorschlag ist, ist jedem klar, der schon einmal eine Arztpraxis aufgesucht hat.
13. April 2007
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