Wohnungs- und Häuserpreise in den drei Grosstadtgebieten Schwedens Stockholm, Göteborg und Malmö steigen seit einer Reihe von Jahren. Mietwohnungn werden in Stockholm kaum gebaut, die Schlangen der Interessenten sind so lang, dass man oft mehr als 15 Jahre auf eine Mietwohnung warten muss.
Also ist es üblich, dass man sich eine Wohnung (als sog. "bostadsrätt", nicht Eigentumswohnung) oder ein Haus als "eget hem" (eigenes Heim) kauft. Es gibt 4-5 Maklerketten im Land, die den Markt mehr oder weniger beherrschen und kontrollieren, dazu jeweils lokale Makler, die lediglich vor Ort arbeiten.
Für Makler ist in einem Markt mit steigenden Preisen viel Geld zu verdienen, da sich ihr Honorar bei Hausverkäufen meist prozentual auf den erzielten Endpreis bezieht.
Die Zahl der Beschwerden über Makler ist im Vergleich zum Jahr 2006 um 24% gestiegen.
Dabei handelt es sich um Beschwerden wegen unzureichender Objektbeschreibungen, offensichtliche Mängel, die verschwiegen werden und zu niedrige Ausgangspreise. Die Ausgangspreise von Häusern in Stockholm liegen zur Zeit je nach Lage zwischen 1,5 (Botkyrka) und 3 Millionen Kronen (Danderyd) für Reihenhäuser. Dabei stehen Makler in der Verantwortung einen realistischen Ausgangspreis mit dem Verkäufer zu vereinbaren.
Um möglichst viele potentielle Käufer anzulocken, die einander überbieten, setzen unseriöse Makler den Preis gerne zu niedrig an. Wenn 100 Leute zu einer Besichtigung kommen, wird der Endpreis erfahrungsgemäss deutlich höher.
Viele schwedische Familien, die vom Eigenheim träumen, verschulden sich bis über beide Ohren und können ihr Wohnen gerade so finanzieren. Zinserhöhungen oder steigende Strompreise sind dann Faktoren, die dazu führen können, dass einige sich das Haus oder die Wohnung nicht mehr leisten können und verschuldet verkaufen müssen.
Ein beliebter Trick der schwarzen Schafe ist auch einer interessierten Familie A zu sagen, dass eine nicht existierende Familie B für ein Objekt ein höheres Angebot abgegeben habe. Will Familie A das Haus haben, muss sie überbieten. Tut sie das, kann ein unseriöser Makler behaupten, dass Familie B noch einmal mehr geboten hat. So werden Preise betrügerisch in die Höhe getrieben, das Maklerhonorar erhöht sich entsprechend. DN schildert den Fall des Maklers Jan Hellstrand, der von einem Käufer gebeten worden war, eine Liste der anderen bietenden Mitstreiter vorzulegen und dies nicht konnte, weil er Magenschmerzen gehabt haben will. Am selben Abend wurde Hellstrand jedoch in einer Discothek gesehen, die er trotz seiner Beschwerden besuchte. Hellstrand hat sich nun selber angezeigt und möchte untersuchen lassen, ob er sich falsch verhalten habe. Immerhin scheint da ein Selbstzweifel vorhanden zu sein. Oder aber das Vertrauen in unzureichende Aktivitäten des schwedischen Maklerverbands.
Denn Makler, die sich unseriös verhalten, werden nur in den seltensten Fällen mit dem Entzug ihrer Lizenz bestraft, obwohl sie die Existenz von Familien aus Profitgier gefährden.
Johan Martinsson, Chef der Maklerfirma Mäklarhuset, führt Fehlverhalten vor allem auf den Stress der Makler zurück. Da der Druck auf dem Wohnungsmarkt so hoch sei, unterliefen den Maklern halt auch dann und wann Fehler.
Haus- oder Wohnungskauf sind oft die grössten Geschäfte im Leben einer Familie. Hierbei von zwielichtigen Maklern in Nadelstreifen hintergangen zu werden, die lediglich dem eigenen Profitdenken verhaftet sind, statt ihrem Berufsethos, ist schändlich und gefährdet die Existenz von Menschen.
Der einzige Schritt, der einer ins Gerede gekommenen Branche helfen kann, ist der konsequente Ausschluss von unseriösen Elementen. Wer systematisch seine berufliche Position ausnutzt, um anderen zu schaden, darf diesen Beruf nicht ausüben. Solange man nach der Devise "Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus" verfährt, darf man sich nicht wundern, wenn auch anständige Makler über schwindendes Vertrauen der Klienten klagen müssen.
In einer zu den Artikeln veranstalteten Internet-Umfrage "Vertraust du Immobilienmaklern?" bei Dagens Nyheter ist der aktuelle Stand: Ja 5% und Nein 95% mit bereits über 3450 Teilnehmern.
4. August 2007
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