Gestern las ich schon in der Papierausgabe von Dagens Nyheter den Artikel von Deutschlandkorrespondent Jan Lewenhagen über die ostdeutsche Familie Schindler, die mit der Morgenfähre am 30.04. (also gestern) nach Schweden gefahren ist und in eine neue Zukunft startet.
Heute nun ist der Artikel auch in der Online-Ausgabe zu finden.
In Deutschland ginge es nur um Kampf, Kampf, Kampf ums Geld, sagt Fliesenleger Marco Schindler. Sein Bruder, vier Jahre als Automechaniker in Borås, hatte festgestellt, dass man in Schweden am Ende des Monats mehr Geld in der Tasche habe als in Deutschland.
Seine Frau, die Vorschullehrerin Kerstin Wegener, trauert nicht der DDR nach, aber sie ist sicher, dass Schweden das verkörpert, was gut an der DDR war: Alle helfen allen. Dass das so war, ist mir neu, da zumindest sehr viele von allen andere ausspioniert haben.
Die Familie mit den beiden elf und vier Jahre alten Kindern zieht nun nach Sjötofta in die Gemeinde Tranemo. Dort haben sie sich ein Haus gekauft und beide Erwachsenen werden mit Praktika beginnen, in der Hoffnung, bald schon richtige Jobs zu bekommen.
In Tranemo kann man nette Häuser zum Discountpreis kaufen. Sie kosten dort rund 45.000 € und es sind in etwa die gleichen Häuser, die etwa in Stockholm ab 170.000 € zu haben sind. Wenigstens.
Viele Deutsche wandern aus, verrät das Kästchen zu dem Artikel von Levenhagen.
Dabei brummt die Wirtschaft in Deutschland ebenso wie im Königreich. Angela Merkel heizt die Ökonomie an und ist die Lokführerin in eine leuchtende Zukunft. Warum aber wandern seit einigen Jahren mehr Menschen aus Deutschland aus?
Die Familie Schindler/Wegener wird noch ein realistischeres Schwedenbild bekommen und feststellen, dass Schweden keine bessere DDR ist. Und dass das Leben auch hier Geld kostet, werden sie bei Besuchen im Supermarkt feststellen und wenn die ersten Rechnungen in den Briefkasten des neuen Hauses geworfen werden. Auch die Illusion, dass alle immer allen helfen, wird der Wirlichkeit angepasst werden.
Ich wünsche der Familie alles Gute und fände es interessant, wenn Jan Lewenhagen in einem Jahr einen Besuch in Sjötofta macht und mal schaut, wie die Auswanderergeschichte weitergegangen ist.
Deutschland schlecht - Schweden gut. Schwarz - weiss. Eine simple Weltsicht. Bei einem so überbevölkerten Land wie der Bundesrepublik kann man verstehen, dass es Menschen gibt, die sich in die Ferne sehnen. Immer mehr Programme im deutschen Fernsehen greifen das Thema Auswanderung auf. Hoffentlich geht es Herrn Schindler und Frau Wegener jedoch nicht wie Peter LeMarc in seinem Lied "Drivved" (Treibholz) beschrieben hat:
"Du und ich, wir sind von derselben Art, wo wir auch sind, wir sehnen uns immer nur weg. Wenn das Leben ein Fluss ist, der breit verläuft, dann sind du und ich Treibholz."
1. Mai 2007
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