Wenn man in Schweden vom "medelsvensson" spricht, dann meint man den Durchschnittsbürger, den "Mittelsvensson". Dass der häufigste Nachname in Schweden Johansson ist, wissen die meisten hierzulande.
Das Statistische Zentralamt hat nun die typische Durchschnittsfamilie konstruiert. Ein paar Details:
Die Familie heißt Johansson, wohnt im Eigenheim, beide arbeiten in der Industrie oder in einem Pflegeberuf und fahren, na was schon, Volvo natürlich.
Sie heißt Anna, ist 42 Jahre alt, und ist seit 15 Jahren mit dem 39-Jährigen Lars verheiratet. Arbeitsplatz: Krankenhaus oder Altersheim.
Zwischenfrage 1: Sind in Schweden die Ehemänner durchschnittlich jünger als ihre Frauen? Zwischenfrage 2: Werden nicht 50% aller Ehen in Schweden geschieden?
Zwei Kinder haben die beiden: Johan ist 15 und Emma 11. Sie haben ein Haustier, das nicht näher definierbar ist. Vielleicht einen Hund namens Charlie oder eine Katze namens Bessie. Oder ein Kaninchen namens Lille Skutt nach der gleichnamigen Comic-Figur aus dem sehr populären Kinder-Comic Bamse. Beide Kinder räumen ihre Zimmer regelmäßig auf und machen nicht mehr als 2 Stunden Schularbeiten pro Tag, eher eine Stunde.
Was machen die Erwachsenen in der Freizeit? Lars wäscht den Volvo, Baujahr 2000 und Anna surft im Internet oder liest ein Buch. 97% aller zusammenlebenden Schweden haben einen PC zu Hause und 93% einen Internetanschluss.
Pro Woche futtern die Johanssons 1,2 Kilo Süßigkeiten, hier "godis" genannt. Lars hat leichtes Übergewicht, was entweder auf die Leckerlis zurückzuführen ist oder auf das Bier, das er sich dann und wann gönnt.
Die Familie hat ein gemeinsames Einkommen von 50.000 Kronen (5488 €) brutto, das macht 32.000 (3512 €) netto. 25% davon gehen fürs Wohnen drauf. Insgesamt geben sie 31.300 Kronen pro Monat aus. Bleiben lediglich 7 Hunderter (knapp 77 €) übrig, nicht viel Erspartes also...
Anna hat eine Lebenserwartung von 83 und Lars sollte 79 werden.
Im Forum auf der Seite der Onlinezeitung E24.se, auf der das Ergebnis der Studie zu finden ist, zweifeln viele das ihnen scheinbar zu hohe gemeinsame Einkommen an und betonen, dass sie selber deutlich weniger verdienen. Ein paar Stimmen:
Hawkins jr. glaubt, dass es z.B. in Stockholm leichter sei, einarmige Vietnamveteranen zu finden als diese Durchschnittsfamilie. Die meisten verdienten vermutlich weniger als 30.000 netto im Monat.
Erik schreibt: "Ich arbeite selber in der Industrie, mache Akkord, verdiene besser als der Tarifvertrag meiner Gewerkschaft, weil es meinem Unternehmen gut geht, arbeite ständig nachts, was mir einen Zuschlag von 21% bringt. Wenn ich richtig, richtig gut gearbeitet habe, kriege ich vielleicht 16.000 [1760 €] netto zusammen. Aber die Frau in einem Pflegeberuf? Was für eine widerwärtige Lüge! Ihr wollt nur, dass die Leute sich mies fühlen und dass sie glauben, noch mehr arbeiten zu müssen."
Sege Frisk: "Der Durschnittsschwede hat im Prinzip kein Eigentum, kann kaum überleben, falls das nächste Gehalt nicht kommen sollte. Woher kommen all diese merkwürdigen Mythen?"
23. Januar 2007
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