4. Januar 2007

Sahlin oder Messing oder doch Nuder?

Nachdem ich gestern enthüllt hatte, dass Mona Sahlin vermutlich die Favoritin der sozialdemokratischen Partei auf die Nachfolge des im März zurücktretenden Parteivorsitzenden Göran Persson ist, reagieren heute darauf die schwedischen Zeitungen.

Die liberale und international renommierte Dagens Nyheter schreibt heute, dass Sahlin schon kurz vor Weihnachten darüber informiert worden sei, dass es nicht unerheblichen Widerstand unter den Genossen gegen eine eventuelle Kandidatur der 49-Jährigen gäbe.

Zwar stehe Sahlin immer noch ganz oben auf einer internen Liste, die im Parteihauptquartier gestern Nachmittag diskutiert wurde, aber Mona Sahlin sei aufgerufen worden, über die Feiertage in sich zu gehen und über die Situation nachzudenken.

Gegen Sahlin sprechen aus Sicht des linken Flügels der Partei vor allem ideologische Gründe. Sie hatte sich vor einigen Jahren für eine Liberalisierung des Arbeitsrechts und des Kündigungsschutzes ausgesprochen und ebenfalls für die Möglichkeit eingesetzt, sogenannte haushaltsnahe Dienste steuerlich zu begünstigen. In vielen schwedischen Haushalten müssen beide Erwachsenen arbeiten, damit man sich finanziell im teuren Wohlfartsstaat behaupten kann. Viele Schweden engagieren deshalb vor allem polnische Frauen, die das Haus oder die Wohnung putzen, vorbei an der Steuer und an den Sozialabgaben. Die neue bürgerliche Regierung will die Steuervergünstigung in der laufenden Legislaturperiode einführen.

Wie auch immer das Rennen ausgeht, in dem nun trotz eines angeblichen Neins auch Ulrica Messing wieder als Kandidatin genannt wird: Von einer Entscheidung, die offiziell nie gefällt wurde, können die Sozialdemokraten nicht mehr zurück. Es muss eine Frau gekürt werden. Zu stark waren alle Äußerungen in diese Richtung nach den verlorenen Wahlen im Herbst, als dass die Wählerschaft es der Partei nicht sehr übel nehmen würde, wenn nun möglicherweise doch der Technokrat Pär Nuder (Ex-Finanzminister) oder der Sunnyboy Thomas Bodström (Ex-Justizminister) das höchste Parteiamt bekleiden würden.

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