Deutschland schlittert von einer PISA-Blamage zur nächsten. Als Folge des schlechten Abschneidens in den internationalen Untersuchungen über den Leistungsstand von Schülern reisten immer wieder deutsche Bildungsdelegationen nach Schweden und Finnland, um sich anzuschauen, wie man es vielleicht besser machen kann.
Im Dezember 2004 fand in Bonn eine Tagung von Schulen ans Netz statt, in der Modelle vorgestellt wurden, wie man in Ganztagsschulen mit den Neuen Medien arbeitet. Und während man in der Bundesrepublik mit Schwierigkeiten, die Geld und alte Strukturen heißen, versucht, Ganztagsschulen einzurichten, gibt es diese in Schweden schon sehr lange.
Schüler der 1. - 6. Klasse haben in der Regel überall im Land die Möglichkeit, nach dem Schultag ihre Zeit in Freizeitheimen ("fritis") zu verbringen, die Teil der Schulen sind.
Nun hat die oberste schwedische Schulbehörde Skolverket den Freizeitheimen ein überwiegend negatives Urteil ausgestellt. Oft sei es viel zu laut und zu stressig in den Freizeiteinrichtungen und bei sehr vielen scheine jeder pädagogische Ansatz zu fehlen.
Vergangenes Jahr besuchten 327.000 Kinder im Alter von 6 bis 12 Jahren in Schweden ein "fritis". Als in den 90er Jahren die allgemeine Wirtschaftskrise in allen Gesellschaftssektoren zu gravierenden Sparmaßnahmen führte, strich man auch im Schulwesen etliche Stellen. Heute kommen in der Freizeitbetreuung auf einen Angestellten 18,6 Kinder. Wer wie ich einmal Freizeitbetreuung in Deutschland gemacht hat und dabei schon mit acht Kindern vollauf genügend zu tun hatte, weiß wie stressig der Alltag für das Personal sein muss.
Silja Jundin, die als Projektleiterin bei Skolverket, die aktuelle Studie überwacht hat, sagt, dass die Gruppen manchmal so groß seien, dass die Angestellten kaum wüßten, wo alle Kinder stecken.
Skolverket hat den staatlichen Auftrag, die Schule in Schweden ständig zu evaluieren. Jede Schule in Schweden soll alle 3-4 Jahre einer individuellen Inspektion unterzogen werden, den die Inspekteure mit einem veröffentlichten Bericht abschließen. Gibt es gravierende Mängel, können Schulen sogar geschlossen werden.
Lars Ullén, Unterrichtsrat bei Skolverket, kommentiert die aktuelle Untersuchung über Freizeitheime: "Die Freizeitheime sind eine Einrichtung, die von großer Wichtigkeit für die Entwicklung eines Kindes sind. Es sind in hohem Maße Freizeitheime, wo Kinder Vorbilder bekommen, wo sie Werte und soziales Zusammenspiel beigebracht bekommen, wo sie lernen, was richtig oder falsch ist und wie man sich anderen gegenüber verhalten sollte."
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