20. Januar 2007

Manifestation am 5-Jahrestag des Mordes an Fadime

Heute vor fünf Jahren wurde Fadime Sahindal von ihrem Vater ermordet. Ein sogenannter Mord aus Gründen der Ehre. Der Tod Fadimes machte damals auf ein bis dahin weitgehend verdrängtes Problem aufmerksam: Manche Mädchen aus vorwiegend muslimischen Familien, deren Lebensstil nach Ansicht der Familie allzu westlich oder schwedisch ist, werden von ihrer Familie bedroht, unter Druck gesetzt und schlimmstenfalls sogar mit Gewalt gezwungen, nachzugeben, damit die Ehre der Familie gewahrt bleibt. Im Fall Fadime Sahindal führte es bis zum Mord an der eigenen Tochter.

Heute fand auf dem Stockholmer Sergels Torg am 5-Jahrestag der Ermordung Fadimes eine Manifestation statt, an der leider nur ca. 50 Menschen, vorwiegend Frauen, teilnahmen. Justizministerin Beatrice Ask versprach mehr Geld für Arbeit gegen Gewalt, die aus Gründen der Ehre begangen wird.

Die Ministerin sagte: "Es gibt eine Grenze, die man nicht überschreiten darf und wenn man bedroht, jemanden verfolgt oder gar jemanden tötet, nur weil sie ein modernes Leben leben wll, dann ist man zu weit gegangen."

Recht hat die Ministerin. Ich würde sogar einen Schritt weitergehen und hielte es für angebracht, im Fall von Beweisen die meist männlichen Familienmitglieder lebenslang auszuweisen, die glauben, aus Gründen der Ehre ihre Töchter, Schwestern oder Kusinen bedrohen, misshandeln oder gar töten zu dürfen. Es muss auch möglich sein, jemandem die erworbene Staatsbürgerschaft wieder abzunehmen.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Einspruch. Wer die Staatsbürgerschaft hat, ist per Definition Schwede und es darf keinen rechtlichen Unterschied zwischen "erworbener" und "angeborener" Staatsbürgerschaft geben. Der Rechtsstaat hat seine übliche Handhabe gegen Schwerverbrecher. Sie auszuweisen ist falsch. Wohin denn auch, wenn sie nur die schwedische Staatsbürgerschaft haben?

Gruß
Thomas

Rainer hat gesagt…

Thomas, du hast natürlich recht. Da sind mir die Emotionen durchgegangen. Fadime war nicht der erste Fall dieser Art und leider auch nicht der letzte. Was ich da geschrieben habe, funktioniert natürlich nur im Falle von doppelten Staatsbürgerschaften. Es gibt in sehr vielen schwedischen Schulen Mädchen, die einen Freund haben und diesen zu Hause nicht vorstellen können, ohne Repressalien fürchten zu müssen. Irgendwie muss man diesem Problem beikommen und das geht nur durch konsequenten Schutz. Leider kommt es immer wieder vor, dass junge Frauen eine neue Identität erhalten und ihr Leben anderswo neu aufbauen müssen in ständiger Angst vor Entdeckung.